Entwicklung der deutlichen Aussprache:  3 Tipps, wie Kinder lernen, Wörter richtig auszusprechen

Entwicklung der deutlichen Aussprache: 3 Tipps, wie Kinder lernen, Wörter richtig auszusprechen

Wiebke Schomaker ist Logopädin und Autorin des Blogs starkesprache.de. Auf ihrem Blog und in ihren Büchern zu Sprachförderung vermittelt sie wertvolles Wissen, Tipps und kreative Ideen zur Sprachentwicklung. Wiebke ist Mutter von drei Kindern zwischen Pubertät und Kindergarten und lebt mit ihrer Familie in einem Dorf in Niedersachsen. 

 

„Is tomm bald in Tinnadaten!“ Am Anfang der Sprachentwicklung können Kinder noch nicht alle Buchstaben (Laute) sprechen. Deshalb kann es immer wieder zu Missverständnissen kommen - das kann für beide Seiten sehr frustrierend sein.

Wann ein Kind welche Buchstaben (Laute) sprechen kann, bei welchen Auffälligkeiten du genauer hinschauen solltest und wie du die deutliche Aussprache kindgerecht unterstützen kannst, erfährst du hier.

 

Die Entwicklung der Aussprache von 1 bis 5 Jahren 

Die ersten Wörter, die Kinder sprechen, sind meistens nur für enge Bezugspersonen verständlich. 

Ab ca. 2 bis 2 ½ Jahren lernen Kinder, weitere Buchstaben zu sprechen, zum Beispiel W, F, L und S, so dass die meisten Kinder mit Ende des dritten Lebensjahres schon fast alle Laute sprechen können und immer besser verstanden werden. 

Mit etwa 3 bis 3 ½ Jahren können die meisten Kinder auch die schwierigeren Laute K, G, J und R sprechen, die weiter hinten im Mund gebildet werden. 

Zum Schluss entwickeln sich die Zischlaute: Das CH-1 (wie in Milch) können viele Kinder erst mit 4 bis 4,5 Jahren sprechen und das SCH bilden viele Kinder erst mit 4,5 bis 5 Jahren korrekt. Das Lispeln ist ein Sonderfall: Über 30% aller fünfjährigen Kinder bildet den Laut S noch mit der Zunge zwischen oder an den Zähnen. 

Auch wenn diese Entwicklung der Aussprache für die meisten Kinder typisch ist: Sie verläuft individuell. Es kann also sein, dass ein dreijähriges Kind das SCH bereits richtig aussprechen kann, während ein anderes Kind die Aussprache des SCH erst mit 4-5 Jahren lernt.

 

Bei welchen Auffälligkeiten in der Aussprache solltest du genauer hinschauen? 

Wenn du eine der folgenden Beobachtungen machst, dann ist es sinnvoll, sich ärztliche und logopädische Beratung zu suchen. So kann dein Kind rechtzeitig die Unterstützung bekommen, die es für eine gesunde Sprachentwicklung braucht:

  • Das Sprechen deines Kindes wirkt mühsam und dein Kind ist sich unsicher, welche Sprechbewegungen es machen muss.
  • Dein Kind ist auch mit 3 bis 3,5 Jahren noch schwer verständlich.
  • Dein Kind macht Aussprachefehler, die ganz anders klingen als bei gleichaltrigen Kindern.
  • Dein Kind macht Aussprachefehler, die typisch für jüngere Kinder sind. Beispiel: Es ersetzt mit fünf Jahren noch bei allen Wörtern R mit H.
  • Dein Kind atmet sehr oft durch den Mund (auch ohne Erkältung) und speichelt viel (auch außerhalb des Zahnens).

Für eine deutliche Aussprache ist es wichtig, Sprache ganz genau hören zu können.

Bei einer auffälligen Aussprache ist es deshalb sinnvoll, die Hörfähigkeiten des Kindes zu testen. Denn manchmal versteckt sich eine leichte Schwerhörigkeit hinter einer undeutlichen Aussprache, zum Beispiel durch Paukenergüsse im Mittelohr. 

 

Drei Tipps, um die deutliche Aussprache zu stärken

Ein Kind macht Aussprachefehler, weil es noch nicht anders sprechen kann.

Deshalb hilft es nicht, deinem Kind zu sagen: "Sprich mal deutlicher!", es zu korrigieren oder zum Nachsprechen aufzufordern. Das würde entmutigen und unnötigen Druck aufbauen.

Mit den folgenden Tipps hilfst du deinem Kind spielerisch und kindgerecht, die Aussprache zu verbessern, ohne, dass dein Kind das Gefühl bekommt, etwas falsch zu machen.

 

Tipp 1: Gemeinsam reimen

Wenn Kinder mit Reimwörtern spielen, dann achten sie nebenbei auch auf die Aussprache der Wörter: „Was reimt sich auf Tanne? Sanne, Manne, Kanne?“ Reimpaare unterscheiden sich meistens nur in einem Laut, so dass es beim Reimen wichtig ist, auf jeden Laut zu achten.

Auch das Vorlesen von gereimten Büchern und das Spielen von Fingerspielen hilft, das Reimen zu lernen.

 

Tipp 2: Zu Liedern klatschen

Wenn Kinder im Rhythmus klatschen, macht das viel Spaß. Gleichzeitig lernt dein Kind, Silben zu erkennen. Dies hilft, auch beim Sprechen an jede Silbe zu denken. Vielleicht schafft dein Kind es sogar schon, die Silben in seinem Namen zu klatschen?

 

Tipp 3: Korrektives Feedback nutzen

Damit dein Kind ein gutes Sprachvorbild für seine Äußerung hört, kannst du das korrektive Feedback anwenden. Greife ein Wort mit Aussprachefehler auf und bette es in deinen Antwortsatz. So hört dein Kind von dir die richtige Aussprache, ohne dass es direkt korrigiert wird.

Hier sind zwei Beispiele für korrektives Feedback

Kind: "Sine ham!" - Du willst eine Apfelsine haben? Okay, hier hast du ein Apfelsinenstück.

Kind: "Vodel! Vodel!" - Du hast einen Vogel gesehen? Zeig mal, wo ist denn der Vogel?

 

Diese Tipps ersetzen natürlich keine logopädische Therapie. Aber sie können spielerisch die Aussprache stärken und dazu beitragen, dass dein Kind Schritt für Schritt deutlicher sprechen kann und immer besser verstanden wird.

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