Erkältungszeit: Was Eltern wissen sollten

Luisa ist Gesundheits- und Fachkinderkrankenpflegerin (für Intensiv). Mit happy touch bietet sie Eltern-Kind-Kurse und Beratungen sowie Kindernotfallkurse in München an. Sie begleitet Eltern und ihre Babys bindungsorientiert – unter anderem mit Trageberatungen, Babymassage und Beikostbegleitung.

Erkältungszeit: Was Eltern wissen sollten

Erkältungszeit mit kleinen Kindern bedeutet oft Unsicherheit: Wann spricht man überhaupt von Fieber? Wie misst man richtig Temperatur? Und was braucht ein Kind, wenn es krank ist – medizinisch und emotional? 

Wir haben mit Luisa Straub gesprochen, Gesundheits- und Fachkinderkrankenpflegerin (für Intensiv). Sie gibt Eltern die wichtigsten Basics an die Hand und zeigt, wie sie ihr Kind in dieser herausfordernden Zeit zuverlässig begleiten können. 

 

Wie misst man bei Kindern eigentlich am besten Temperatur? 

Bei Kindern unter einem Jahr misst man am besten rektal, also über den Po. Bei älteren Kindern kann man auch Ohrthermometern nutzen. Am besten misst man beide Seiten. Wenn das Kind auf einer Seite längere Zeit gelegen hat oder eine Mütze getragen hat, sollte man lieber 5 min warten. Von Stirn- oder Infrarotthermometern rate ich ab, die sind zu ungenau. 

 

Und ab wann spricht man von Fieber? 

Zwischen 37,5 und 38,4˙C spricht man von erhöhter Temperatur, ab 38,5˙C von Fieber. Eine wichtige Ausnahme: Bei Säuglingen unter 3 Monaten gilt schon ab 38˙C Fieber. Dann müssen Eltern unbedingt zum Arzt oder ins Krankenhaus. Bei sehr kleinen Babys muss Fieber unbedingt abgeklärt werden. Generell gilt aber: Fieber ist keine Krankheit, sondern eine Reaktion des Körpers, um Erreger besser zu bekämpfen. 

Welche Krankheiten treten bei Babys und Kleinkindern in der Erkältungszeit am häufigsten auf?  

Vor allem grippale Infekte, Husten, Schnupfen und Mittelohrentzündungen. Auch der RS-Virus ist weit verbreitet. Bei kleinen Kindern kann er gefährlich werden, weil sie den Schleim noch nicht abhusten können. Seit einiger Zeit gibt es aber die Möglichkeit, Babys gegen RSV impfen zu lassen. Die RSV-Prophylaxe ist besonders für Frühgeborene oder Säuglinge mit Vorerkrankungen wichtig. 

Woran merken Eltern, dass es ernst wird?

Wenn Kinder Atemnot haben, ist das immer ein Alarmzeichen – sofort zum Arzt. Atemnot erkennt man oft daran, dass sich die Nasenflügel beim Einatmen bewegen oder die Haut zwischen den Rippen eingezogen wird. Auch wenn Kinder kaum trinken, die Windel trocken bleibt oder sie sehr schlapp wirken, ist der Gang zum Arzt wichtig. Am besten bieten Eltern häufiger die Brust, die Flasche oder bei älteren Kindern Getränke oder Suppen an.

 

Was können Eltern tun, um vorzubeugen? 

Krankheiten lassen sich nicht ganz vermeiden. Aber frische Luft, viel Bewegung und eine ausgewogene Ernährung mit Obst und Gemüse stärken das Immunsystem. Wer mag, kann Obst im frisch gepressten Saft oder im Smoothie verstecken, Gemüse auch in pürierten Saucen. Sehr wichtig ist außerdem regelmäßiges Händewaschen: Nach dem Reinkommen und vor dem Essen. Hat das Kind einen Magen-Darm-Infekt, können Eltern auch gern mit Einweghandschuhen wickeln, damit es am Ende nicht die ganze Familie erwischt.

  

Kita-Kinder sind oft krank. Oft hat man ja das Problem: Zu gesund für zu Hause, zu krank für die Kita. Wo ziehst du die Grenze – wann sollten Kinder wirklich zu Hause bleiben? 

Ich weiß, dass es für viele Eltern, besonders Alleinerziehende, ein Spagat ist, wenn das Kind häufig krank ist. Einige Kinder haben im Herbst und im Winter quasi nonstop eine Schnupfnase. Ich würde es vom Allgemeinzustand abhängig machen: Ist das Kind fit, hustet etwas und hat ein wenig Schnupfen – dann würde ich es zur Kita schicken. Ist es sehr schlapp, hat Fieber oder Magen-Darm – dann sollte es zu Hause bleiben und sich auskurieren.

 

Entwickeln Eltern mit der Zeit ein Gefühl dafür?

Auf jeden Fall. Auch bei Krankheiten setzt eine gewisse Routine ein, wenn Dinge immer wieder auftreten. Einige Kinder fiebern sehr schnell sehr hoch, andere neigen zu Fieberkrämpfen, wieder andere zu Pseudo-Krupp. Das macht die ersten Male Angst. Wenn Eltern das aber schon mehrmals erlebt haben, wissen sie, womit sie rechnen können und reagieren meist recht routiniert.

 

 Wie wichtig sind Nähe und Trost?

Sehr wichtig. Kinder brauchen gerade dann viel Körperkontakt. Ich empfehle oft die Trage. Sie entlastet die Eltern und man merkt schnell, wenn das Kind wieder hochfiebert.

 

Viele Eltern sind in solchen Situationen selbst sehr angespannt.

Das ist normal, insbesondere, wenn durch schlechte Nächte auch noch Schlafmangel dazukommt. Hilfreich ist es, jemanden um eine zweite Einschätzung zu bitten: Partner, Freunde oder die eigenen Eltern. Und im Zweifel gilt immer: lieber einmal zu viel zum Arzt als einmal zu wenig.

 

Welche Rolle spielt eine gut sortierte Hausapotheke?

Eine große. Am besten stimmt man sie mit dem Kinderarzt ab. Wichtig: Medikamente für Kinder und Erwachsene getrennt lagern, um nicht aus Versehen zum falschen zu greifen. Das kann schnell gefährlich werden.

  

Hast du noch einen Tipp?

Ich schwöre auf manuelle Nasensauger. Damit kann man den Kleinen das Atmen so erleichtern. Sie mögen die Sauger zwar in der Regel überhaupt nicht. Aber er bringt große Erleichterung. Es kann auch helfen, die Nase mit einem Taschentuch oder mit einem Baby-Wattestäbchen etwas vom Schleim zu befreien. Außerdem wichtig für Eltern: Wenn Kinder krank sind, sollten sie nicht auf die restliche Entwicklung schauen.

  

Weil der Körper beschäftigt ist?

Genau. Der Körper kämpft gegen einen Infekt und hat gerade gar keine Zeit, Energie in neue Entwicklungsschritte zu stecken. Der Entwicklungsstand stagniert nicht selten für eine kurze Zeit. Viele Kinder erleben nach dem Infekt dann einen kleinen Schub.