Wie finde ich eine seriöse Schlafberatung?

Leonie Antonuccio ist Mama von 2 Kindern und weiß deshalb ganz genau, wie kräftezehrend schlaflose Nächte sein können. Als zertifizierter Schlafcoach für Babys und Kleinkinder unterstützt sie Familien dabei, entspanntere Nächte zu erleben. Für Leonie stehen die Bedürfnisse des Kindes und der Familie im Mittelpunkt: Sie begleitet Eltern mit Empathie, Fachwissen und Wertschätzung auf dem Weg zu besserem Schlaf. Dabei bietet sie entweder ein 1:1-Coaching oder ein digitales Gruppencoaching (den Schlafkompass) an, denn sie weiß: Jede Familie muss herausfinden, welches Format zu ihr passt.

Wie finde ich eine seriöse Schlafberatung?

Babys haben ein anderes Schlafverhalten als Erwachsene, so viel ist klar. Doch was, wenn das Thema Schlaf zur Belastung für die ganze Familie wird? Dann ist es Zeit, sich Hilfe zu suchen. mo:mo hat Schlafberaterin Leonie Antonuccio gefragt, woran Eltern eine gute Schlafberatung erkennen können.

 

Leonie, warum suchen Eltern sich Hilfe beim Thema Schlaf? Was sind die Hauptgründe?

Da gibt es verschiedene Ursachen. In vielen Familien ist die Einschlafbegleitung ein großes Thema. Wenn diese sehr lange dauert, ist ein Elternteil abends regelrecht in der Einschlafsituation gefangen. Paarzeit oder Me-Time sind so fast unmöglich. Andere Eltern strugglen damit, dass ihr Baby nachts sehr häufig aufwacht oder lange Wachsphasen hat. Aber auch sehr kurze Tagschläfchen und ein wenig verlässlicher Tagesablauf können ein Grund dafür sein, dass Eltern sich Hilfe holen.

 

Die meisten Eltern suchen eine Schlafberatung also im ersten Lebensjahr auf?

Meiner Erfahrung nach: Ja. Mit 6 bis 9 Monaten lässt bei vielen Eltern die anfängliche Baby-Bubble nach. Sie stellen erschrocken fest: Oh, das bleibt jetzt also so? In vielen Familien beginnt steht kurz vor dem 1. Geburtstag auch die Eingewöhnung in der Kita und der Wiedereinstieg nach der Elternzeit an. Im Hinblick darauf kommt dann bei Eltern oft die Frage auf, wie sie diese Belastung meistern sollen, wenn sie aufgrund der zehrenden Schlafsituation jetzt schon am Ende ihrer Kräfte sind.

 

In Zeiten von ChatGPT suchen die meisten Eltern wahrscheinlich erst einmal im Netz nach Tipps. Ab welchem Punkt würdest du zu einer Schlafberatung raten?

Prinzipiell sollten sich Eltern immer dann Hilfe suchen, wenn sie den Wunsch haben, etwas zu verändern, aber selbst nicht weiterkommen. Dann kann ein Außenblick helfen. Viele Familien, die ich berate, sind schon bestens zum Thema Babyschlaf informiert. Gerade die Masse an Informationen im Netz kann aber auch verunsichern. Wenn Eltern herumprobieren und feststellen, dass sich etwas zu ihrer Zufriedenheit verändert, dann ist das super! Wenn dieser Schritt aber ausbleibt, ist es völlig legitim, sich Hilfe zu holen.

  

Es gibt also nicht den einen Schmerzpunkt, den jede Familie vor einer Beratung erreicht?

 Nein. Und das ist mir auch sehr wichtig zu betonen. Eltern vergleichen sich immer: Mit anderen Eltern aus dem Freundeskreis und der Krabbelgruppe, mit Eindrücken aus Social Media. Aber jeder hat einen eigenen Schmerzpunkt. Wenn die beste Freundin wunderbar damit zurechtkommt, wenn das Baby jede Nacht 5-mal aufwacht, darf es mir selbst trotzdem an die Substanz gehen, wenn mein Kind mich nur 3-mal weckt. Hier gibt es keine einheitliche Grenze, die für jeden gilt. Jede Familie und jedes Elternteil bringen andere Voraussetzungen mit.

 

Im Internet findet man viele Angebote zu Schlafberatungen. Der Begriff „Schlafberater“ ist aber nicht geschützt? 

Das stimmt. Gerade in den letzten Jahren sind Anbieter wie Pilze aus dem Boden geschossen. Es gibt viele verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten. Wenn Eltern sich auf einer Website umsehen, sollten sie darum genau darauf achten: Welche Ausbildung hat die Schlafberaterin? Und welche Fortbildungen hat sie gemacht?

 

Gibt es Red Flags auf einer Website, bei denen Eltern sofort hellhörig werden sollten?

Die gibt es. Wenn Schlafberater damit werben, dass das Kind in 3 Wochen durchschläft, sollte man zum Beispiel immer skeptisch sein. Feste Zeiträume und pauschale Ziele halte ich für nicht seriös. Veränderungen in der Schlafsituation brauchen meist einige Zeit. Wundermittel über Nacht gibt es in aller Regel nicht. Auch das Versprechen, dass ein Kind durchschläft, sollte Eltern stutzig machen. Speziell Babys müssen das noch gar nicht, es entspricht nicht ihrem Entwicklungsstand. Auch wenn Schlafberatungen mit einer festen Methodik werben, wäre ich vorsichtig. Ein Allheilmittel für alle Familien – das gibt es nicht.

 

Eine Schlafberatung muss sich also an der jeweiligen Familie orientieren?

Genau. Eine gute Schlafberatung ist bedürfnis- und bindungsorientiert. Sie arbeitet mit den Eltern für Kind und Eltern. Alle Bedürfnisse müssen hier berücksichtigt werden: Die des Kindes, die der Eltern und vielleicht auch noch die von älteren Geschwistern. Es nützt nichts, wenn ich einer Mutter vorschlage, ihr Baby jeden Tag um 13 Uhr hinzulegen, wenn das genau die Zeit ist, zu der sie ihr anderes Kind aus der Kita holt. Bei der Schlafberatung muss man das System Familie als Ganzes im Blick haben. Und das ist sehr individuell.

  

Wie wichtig findest du ein erstes Kennenlernen bei einer Schlafberatung?

Sehr wichtig. Eine Schlafberatung ist sehr intim. Die Eltern öffnen sich mir gegenüber sehr weit und ich erhalte tiefe Einblicke in die Familie. Da muss es zwischenmenschlich passen. Das muss ein gutes Match mit einem guten Vibe sein. Oft gibt da auch schon die Website einen ersten Anhaltspunkt: Spricht mich die Bildsprache an oder kann ich damit gar nichts anfangen?  

 

Hast du schon mal eine Familie abgelehnt?

Nein, bisher bin ich mit all meinen Familien von Anfang an sehr gut ausgekommen. Es kann höchstens einmal vorkommen, dass wir den Start einer Beratung verschieben. Gerade wenn medizinische Faktoren abgeklärt werden müssen, zum Beispiel Neurodermitis oder osteopathische Themen, lohnt es sich, das vor dem Beginn einer Schlafberatung anzugehen. Einmal können solche Dinge das Schlafverhalten natürlich maßgeblich beeinflussen. Und dann haben die Eltern diese Punkte immer im Hinterkopf und können sich unter Umständen auf eine Beratung gar nicht richtig einlassen.

 

Du hast schon gesagt, dass eine Beratung keine Wunderlösung über Nacht ist. Wie lange dauert eine Schlafberatung in der Regel?

Meine Begleitung – ob 1:1 oder in der Gruppe – biete ich über einen Zeitraum von 3 Monaten an. Ich finde, hier lassen sich Veränderungen behutsam einführen. Vielen Eltern gibt ein längerer Zeitraum Sicherheit. Sie können darauf vertrauen, dass sie an die Hand genommen werden und dass jemand diesen Weg mit ihnen zusammen geht. Auch unvorhergesehene Veränderungen, zum Beispiel Erkältungen oder Entwicklungsschübe, lassen sich über einen längeren Zeitraum gut aushalten und begleiten. Manchmal brauchen Eltern aber auch nur einen kurzen Impuls und gar keine lange Begleitung. Auch das gibt es.

 

Wann kann denn eine einmalige Beratung schon ausreichend sein?

Das ist meist dann der Fall, wenn Eltern sich noch nicht sehr belastet fühlen. Häufig wollen Eltern hier nur einmal Sicherheit gewinnen, dass ihr Weg so in Ordnung ist. Sobald Familien aber sehr unter der Schlafsituation leiden, ist eine intensivere Begleitung in meinen Augen sinnvoll. Am besten machen sich Eltern vorher Gedanken dazu, welche Art der Beratung zu ihnen passt: Ein einmaliger Termin, eine längere 1:1-Begleitung, ein Videokurs und/oder ein Gruppencoaching – es gibt hier viele Möglichkeiten. Da muss jede Familie zuvor für sich klären, wie groß ihr Beratungsbedarf ist und was am besten zu ihnen passt. Möchte ich jede Woche ein Gespräch, um Fortschritte und Änderungen zu besprechen? Oder höre ich mir lieber beim Spaziergang oder bei der Einschlafbegleitung einen Videokurs an? Die Vorlieben sind hier ganz individuell.

 

Unterm Strich lässt sich also sagen: Eine gute Schlafberatung passt individuell zur Familie? 

Genau. Jede Familie muss für sich entscheiden, welche Form der Beratung für sie die richtige ist. Die Website einer Schlafberaterin sollte die Eltern persönlich ansprechen und Hinweise für eine seriöse Beratung enthalten. Im ersten Kennenlernen muss die Chemie stimmen und klar werden, dass sich die Beratung an den individuellen Bedürfnissen der gesamten Familie orientiert. Dann können sich Eltern gut auf den Prozess einlassen und behutsam am Schlafverhalten ihres Kindes arbeiten.

 

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